Elvis alias Michael Jackson

Alltagsheld

Manchmal, meist dann wenn man es nicht erwartet, begegnet man einem Menschen, der einen beeindruckt. Derjenige weiß es nicht und wird es wahrscheinlich auch nie erfahren. So erging es mir und meinen Mann.  Während unsere beiden Jungs die Kletterburg erkundeten, saßen mein Mann und ich gemütlich auf der Bank. Da sahen wir ihn kommen. Kurze Haare, lässige Klamotten, das Handy am Ohr und seine Brille balancierte auf seiner Nasenspitze.

"Nicht hingucken, sonst kommt er noch zu uns", flüsterte ich meinem Mann zu. (Wie ich mich im nachhinein für diese ausgesprochenen Gedanken schämte, könnt ihr euch bestimmt vorstellen). Geflissentlich schauten wir in eine andere Richtung. Derjenige hatte es nicht gemerkt, zu sehr war er in seiner eigenen Welt vertieft. Aus seinem Handy tönte die Musik von Michael Jackson. Zwischendurch blieb er stehen und ahmte die Tanzschritte seines Idols nach. Warum auch immer, tauften mein Mann und ich ihn Elvis. Wir hatten keine Ahnung wie er wirklich heißt, aber irgendwie gefiel er uns. Irgendwann drehte sich Elvis um und kam wieder in unsere Richtung. Doch bevor ich wegschauen konnte trafen sich unsere Blicke. Und was soll ich sagen, meine Mundwinkel gingen unwillkürlich nach oben. Ich konnte nicht anders, als den jungen Mann mit Down-Syndrom anzulächeln. Meinem Mann erging es nicht anderes. Ermutigt von unseren Blicken kam er auf uns zu, stellte sich vor uns auf und fing an wie Michael Jackson zu tanzen. Ohne Hemmungen, ohne Scham, ganz mit sich im Reinen bewegte er sich und ließ sich von der Musik treiben. Der Ernst, eine gute Performance darzubieten, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Was soll ich sagen, Michael wäre stolz auf ihn gewesen. Wir fanden ihn toll. Er ging von Bank zu Bank und überall lächelten die Menschen.

Warum er uns beeindruckt hat? Weil er genau das gemacht hatte, was ihm in den Sinn kam. Er hatte seinen Gefühlen freien Lauf gelassen, ohne darüber nachzudenken, was andere davon hielten. Er hatte das, was ihn verzauberte, ungefiltert an uns weiter gegeben. Wer von uns schafft das schon? Einfach sein, ohne in Frage zu stellen, irgendwie beneide ich ihn dafür. Elvis ist mein persönlicher Alltagsheld.


Falls ihr auch einen Persönlichen Alltagsheld habt, lasst es mich wissen... ;-)

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Kommentare: 1
  • #1

    Astrid (Sonntag, 16 April 2017 14:48)

    Eine schöne Begegnung!